Was ist das Risiko?
Corona hat unser Leben verändert.
Es war unangenehm, aber alle Menschen mussten sich an das neue Leben anpassen.
“An der BURG hängen die Banner von Hans Haacke Wir (alle) sind das Volk – We (all) are the people – ein deutliches, wichtiges Zeichen für Vielfalt in der Gesellschaft.”
Wirklich? Menschen mit Hautfarben wie meiner wurden nicht als Menschen, sondern als Viren behandelt. Es gab sogar eine Kampagne namens "ich bin kein Virus".
Rassismus hat uns als Asiaten, aber auch unsere Gesellschaft mehr verletzt als Corona.
Die Medien haben es als gelbe Gefahr bezeichnet und die Formel "Chinesisch=Asiatisch=Corona" wurde stärker. Niemand wollte die gleiche Luft atmen, die gleichen Oberflächen anfassen wie Asiaten. Bevor Masken und Desinfektionsmittel zum Alltag wurden, wurden diese nur in Gegenwart von Asiaten, hektisch aus der Tasche gezogen. Mehrmals am Tag riefen die Leute mir Corona zu.
Menschen mit Hautfarben wie meiner mussten sich an täglichen Rassismus gewöhnen.
Viele Asiaten wurden in ganz Europa von brutalen Angriffen heimgesucht, und überall suchen die Opfer immer noch verzweifelt nach Rat und teilen ihre Erfahrungen.
Ich wurde zum ersten Mal in meinem Leben mit einer Art von Rassismus konfrontiert, der nicht aus Hass oder Abneigung besteht sondern aus Abgrenzung. Ich gehöre keiner gehassten Menschengruppe mehr an, da ich nicht mehr als Mensch gesehen werde. Zum ersten Mal fühle ich nicht quasi entmenscht, das Mensch sein wurde mir entrissen.
Ich kann den Ursprung der Ängste nachvollziehen, aber verstehen kann ich diese Reaktion nicht.
Corona werden wir eines Tages bekämpfen und vielleicht sogar vergessen, aber die Vielschichtigkeit von Rassismus im Bewusstsein des Menschen wird bleiben. Erst wenn dieser allen Leuten bewusst wird und aktiv bekämpft wird, kann sich etwas ändern.
Was ist das Risiko?
Der Virus?
Rassismus? Rassisten? Die Gesellschaft?
Ich? Dass ich hier bleibe.
Rassismus ist eine Erfahrung, das möchte ich auch in dem was ich ausstelle hervorheben. Es wird 3 Boxen geben, bei denen man das Risiko eingehen muss hineinzugreifen, um herauszufinden was sich darin befindet. In einer der Boxen wird sich Farbe in Form von Puder o.ä. befinden, die die Hände markieren/beschmutzen wird, da dies meine persönliche Erfahrung widerspiegelt. Nach einer rassistischen Beschimpfung fühle ich mich beschmutzt, wehrlos. Es wird 3 Boxen geben und nur in einer von ihnen Farbe, um die Wahllosigkeit darzustellen. Man wird wahllos markiert und fühlt sich dadurch beschmutzt.
Die Pandemie hat viele schwelende Konflikte verschärft. So führte sie in Deutschland zu einer neuen Form der Ausgrenzung und Diskriminierung gegenüber Menschen asiatischer Herkunft, weil das Virus aus China kam. Niemand wollte die gleiche Luft atmen, die gleichen Oberflächen anfassen wie sie, hektisch wurde in ihrer Nähe Desinfektionsmittel hervorgekramt und der hysterische Warn-Ruf „Corona“ begleitete ihren Alltag. Ju Hyuun Hwang macht diese Erlebnisse aus jener Zeit in ihrer interaktiven Installation für die Besucher*innen erfahrbar. Wie fühlt es sich an, willkürlich in der Öffentlichkeit beschmutzt zu werden? Was macht ein Stigma mit einem? Für einen Augenblick lässt die Designerin uns an ihrer Erfahrung teilhaben.
https://www.burg-halle.de/home/403_goebel/2020/R_f%C3%BCr_RISIKO/Handout_sicher_nicht_Rf%C3%BCrRisiko.pdf
Exhibition: Burg Galerie im Volkspark, Halle Germany, 2021